Im Gespräch

Familienrat – was ist das denn?

Der Familienrat ist ein neues Instrument der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Landkreis Fürstenfeldbruck. Das Starke Team bildet Bürgerkoordinator:innen für den Familienrat aus. Als Koordinator:in arbeitet man während und nach seiner Ausbildung mit den Familien zusammen und organisiert mit ihnen den Familienrat.
Geschäftsführer Christoph Budde und Ansprechpartnerin für den Familienrat, Johanna-Zettel-Tillmann, erzählen:

Beim Familienrat, wie er in Fürstenfeldbruck praktiziert wird, gehen ja Bürgerkoordinator:innen zuerst in die Hilfe suchende Familie und keine Fachperson. Warum?

CB: Der Familienrat beruht auf eine zutiefst systemischen Ansatz. Der sagt: Ihr seid in eurer Familie die Chefs! Ihr könnt selbst aktiv werden. Wir neigen ja dazu, sehr schnell Fachleute aufzusuchen, gerade in erzieherischen Fragen. Und hier ist die Grundhaltung: IHR habt die Lösung! Deswegen nehmen wir euch ernst und organisieren ein Treffen (den Familienrat), wo das Netzwerk, Familie, Bekannte sich treffen, über das Thema reden und selbstständig eine Lösung finden. Und erst im Nachgang bieten wir euch professionelle Unterstützung an.

JZT: Und Bürgerkoordinator:innen haben eben nicht Konzepte, die sie anwenden. Die arbeiten intuitiver, aus dem eigenen Erfahrungsschatz heraus.

CB: Aus der eigenen Lebenswelt. Ohne Fachwörter.

Johanna, was erzählen die Koordinator:innen über den Familienrat? Können die für sich selbst auch Erkenntnisse gewinnen?

JZT: Natürlich ist es zunächst mal eine tiefe Zufriedenheit, dass sie einer Familie in einer schwierigen Situation unterstützen können. Durch den Familienrat kommt die Familie in neuen Konstellationen zusammen und erfährt dabei eine große Selbstwirksamkeit. Das ist für die Koordinator:innen toll zu sehen, wenn eine Familie mit viel Elan und Zuversicht aus so einem Termin rausgeht.

Sind die Familien auch vielleicht weniger gehemmt, etwas authentischer, wenn das jetzt keiner „vom Amt“ dabei ist?

JZT: Bestimmt. Ein:e Koordinator:in ist sicher auch authentischer und näher dran an der Familie. Bei Fachkraft ist vielleicht der Druck da, bestmöglich aufzutreten.

Warum gelingt es der Familie vorher nicht, sich selbst zusammenzusetzen?

JZT: Oft ist die Familie einfach sehr überfrachtet mit ihren Themen. Deshalb sucht sie ja Hilfe beim Jugendamt. In FFB ist der Rat dann fest in den Hilfeplan integriert.

Ich kann mir vorstellen, das ist für das Jugendamt doch angenehm und auch gut für den gezielten Einsatz von Fachkräften, wenn nach dem Familienrat viel klarer ist, was eigentlich Sache ist und was die Familie braucht, oder?

CB: Ganz genau.

JZT: Und die Kooperationsbereitschaft der Familie ist größer. Oft übernimmt die Familie viele Aufgaben selbst. Manchmal ist sogar keine zusätzliche Hilfe durch das Jugendamt nötig.

Gibt es den Familienrat eigentlich nur in FFB?

CB: Ein solches Konzept gibt es schon öfter in Deutschland. Aber in dieser Konstellation und dieser besonders intensiven Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ist es, ich würde sagen, europaweit einmalig.

Ausbildung

Familienrats-Koordinator:in werden!

Quereinsteiger:innen willkommen!

Bewerben können sich Personen ab 21 Jahren, die sich in einer Nebentätigkeit sozial engagieren wollen. Diese ist vergütet.

Ausbildung

Themen des Kurses sind unter anderem:

  • Geschichte und Ablauf des Familienrats
  • die Aufgaben und Rolle des/der Koordinator:in
  • Kontakt und Kommunikation mit dem Jugendamt und anderem Fachpersonal
  • verschiedene Techniken im Erstkontakt
  • das Anwerben der Teilnehmer:innen
  • die Bedeutung von Ressourcen
  • die Planung des Familienrates: Durchführung des Familienrats in drei Phasen, die Nachbereitung, der Folgerat
Hast du Fragen? 📞 08857 89948 90

Nächste Termine

N.N.
  • Virtuelle Infoveranstaltung via teams
    tba
  • 1. Block als virtueller Kurs via teams
    tba
  • 2. Block als Präsenz-Kurs in Fürstenfeldbruck
    tba
Für Kinder, Jugendliche und Familien

Familienrat im Landkreis Fürstenfeldbruck

Jedem Familienmitglied steht es frei, einen Familienrat beim Amt für Jugend und Familie unbürokratisch einzufordern. Andersherum obliegt es der Jugendhilfe vor Ort einen Familienrat bei Bedarf vorzuschlagen.

Um die Ziele der einzelnen Parteien zu unterstützen, wird der Familie ein:e Bürgerkoordinator:in zur Seite gestellt, um die Planung und Durchführung von Anfang an zu begleiten. 

Mit dem Familienrat wird Familien ermöglicht, Probleme aus ihrer Perspektive zu betrachten und Lösungen zu erarbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei das Kind.

Gemeinsam findet die Familie mit ihrem Netzwerk – Familienmitglieder, Freunde, Bekannten und anderen wichtigen Personen im Umfeld – Lösungen. Somit kommt sie zu eigenen Ergebnissen und erfährt dabei eine große Selbstwirksamkeit.

Unser Ziel

Ziel ist es, Familien durch die Nutzung systemeigener Ressourcen zu befähigen, nachhaltige Lösungen zum Wohle ihrer Kinder zu suchen und bei Bedarf Hilfen aus dem Leistungsangebot der Jugendhilfe zu nutzen.

Durch den gemeinsamen Konsens aus diesem Prozess finden die Vereinbarungen, die anschließend im Hilfeplan festgeschrieben werden, eine sehr große Bereitschaft zur Umsetzung.

Familienrat auch in Ihrer Region?

Gerne unterstützen wir Jugendämter und Träger bei der Implementierung des Familienrates in ihrer Region!

Wir

  • bieten die Ausbildung Koordinator:in für den Familienrat auf überregionaler Ebene an
  • helfen bei der Ermittlung und Kalkulation der Kosten
  • und bei der Vorbereitung und Umsetzung des Familienrates.

Bitte kontaktieren Sie Geschäftsführer Christoph Budde für weitere Informationen oder einen Erfahrungsaustausch.

Fragen und Antworten

F.A.Q.

Welche Voraussetzungen brauche ich, um eine Ausbildung zum/zur Koordinator:in zu starten?

Du musst Spaß und Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen, ein
starkes Organisations- und Kommunikationstalent sowie diplomatisches Geschick haben.
Wir bilden Bürgerkoordiantor:innen aus, die dies in einer Nebentätigkeit ausüben und häufig in ganz anderen, nicht-pädagogischen Berufen arbeiten. Quereinsteiger:innen sind willkommen!

Wie viel Zeit muss ich als Koordinator:in für die Ausbildung und/oder einen Familienrat aufwenden?

Die Ausbildung dauert ca. ein Jahr und beinhaltet die Teilnahme an den theoretischen Ausbildungsblöcken mit je 12 Stunden, die verbindliche Teilnahme am Online-Team einmal im Monat sowie den Abschluss von einem Familienrats-Fall inkl. Folgerat als Praxisteil.
Der Prozess pro Familienrat dauert bis zu drei Monate mit insgesamt 20-30 Stunden. Die Ausbildung schließt mit einer Zertifikatsübergabe ab.

Muss ich für die Ausbildung zahlen und wie ist die Vergütung?

Für die Ausbildung musst du nicht zahlen. Ab dem Praxis-Teil deiner Ausbildung, also mit deinem ersten Fall, wird dir die Ausbildung über die Übungsleiterpauschale vergütet.
Der praktische Teil ist mit 30,- Euro pro Arbeitsstunde mit max. 30 Arbeitsstunden pro Familienrat plus max. 5 Arbeitsstunden für den Folgerat, vergütet. Nach dem Abschluss der Ausbildung ist die Vergütung bei 35,- pro Arbeitsstunde.

Muss ich im Landkreis FFB wohnen bzw. vor Ort sein und wenn ja wie oft?

Nein, Du kannst vieles von zu Hause via E-Mail, telefonieren oder Video-Meeting abdecken.
Der theoretische Block findet einmal via Video-Meeting und einmal live statt. Zu Beginn eines Familienrats ist es dann wichtig, einmal vor Ort beim Jugendamt zum Kennenlernen zu sein und danach 1-2 Treffen bei der Familie.

Noch Fragen?

Alle Fragen zum Familienrat beantwortet dir gern Johanna Zettel-Tillmann

STARKES TEAM
Kinder-, Jugend- und Familienhilfen gGmbH
Ludlmühlstraße 41a
83673 Bichl